Freitag, 2. März 2012

3 Doors Down - Time of my Life Tour

Ich hatte 3 Doors Down bis dato noch nie live gesehen und man hatte sie mir als lohnenswert empfohlen, ja sogar von einem Konzert vor einigen Jahren in der Münchener Tonhalle vorgeschwärmt.

ok, … 29. Februar 2012 … München … Zenith … 2 supporting Bands (Seether und Prime Circle, beide ebenfalls noch nie live erlebt) …  was soll da schon schief gehen … und wenn es nicht großartig wird, so wenigstens ein unterhaltsamer Abend in netter Begleitung und ich kann in Zukunft mitreden, wenn es um die Live-Künste dieser drei Bands geht … dachte ich … gebongt, Karten besorgt, auf Abwechslung nach der Arbeit gefreut und ab dafür …

Was mich aber erwartet hat, war ein Abend, der mich nachhaltig sprachlos machte!

Das Ergebnis dieses Ausfluges mal direkt vorweg:

Ich habe noch äußerst selten ein Konzert vor Beendigung des Hauptakts verlassen – an diesem Abend habe ich das getan!

Ich habe schon viele (sehr viele!) Konzerte erlebt, von privat über semi- bis professionell organisiert, aber so etwas … schlechtes … wie an diesem Abend noch NIE!

Und ich bin (auch zwei Tage danach) noch entsetzt, enttäuscht und – ehrlich gesagt – ziemlich angepisst!!

Was passiert ist? Ok, der Reihe nach …



Zenith erreicht, Auto abgestellt, zum Eingang gelatscht, Security nett, Publikum – wie erwartet (… hmm, ja, wie hatte ich es denn erwartet? … schwer zu beschreiben, aber irgendwie "mainstreamig" und bunt gemischt ;-) … nennen wir es mal:) – unspektakulär.

Ich habe keine allzu großen Erwartungen: die Musik der Jungs kenne ich, haut mich nicht vom Hocker, stört mich aber auch nicht. Bei Seether bin ich sogar ein wenig gespannt. Ich habe gehört und weiß aus eigener Erfahrung, dass die Akustik in der Halle nicht die Beste ist.

Das Licht geht aus, Prime Circle legen mit den ersten Tönen los und ich habe das Gefühl, mir werden beide Gehörgänge gleichzeitig zwischen den Hirnwindungen einmal quer durchs Gehirn aus dem Schädel gepresst!
Gut, nach dem ersten Schock richtet man sich ein, weiß, was einen erwartet; hofft, dass die Jungs der Technik das schnell in den Griff bekommen … was leider nicht so ist: Song für Song grenzt akustisch an einen Angriff auf mein Gehör – alles in allem viel zu laut, die Höhen schrillen völlig übersteuert über einem Soundbrei.
Ich bin entsetzt … wir philosophieren darüber, dass natürlich auch die Musiker selbst dabei einiges in der Hand haben … es wird gegen Ende des Auftrittes minimal besser … aber jeder angesetzte Schrei lässt die Höhen mein Hirn weiterhin angreifen – nicht nur im übertragenen Sinne, nein, das tut physisch weh …
Ich bin erleichtert … die Herren von Prime Circle sind fertig …

Und allein das schockt mich schon nachhaltig – erleichtert zu sein, wenn eine Band ihren Auftritt beendet hat. Gut – denke ich so bei mir – das waren die ersten, die üben vielleicht noch in diesem Rahmen, neue Band, hoffentlich neuer Tontechniker, mehr Erfahrung, das wird schon.

Die ersten Töne von Seether belehren mich eines Besseren: das hört sich noch mal ne Schippe schlimmer an! Geht das? Ja, scheinbar schon und ich kann es nicht glauben. Ich halte mir die Ohren zu und Sperre damit die extremsten Höhen einfach aus. Siehe da, es geht doch: so schlimm hört sich das gar nicht an. Es formuliert sich eine Frage in meinem Kopf: warum um alles in der Welt hört der Tontechniker das nicht … warum stört das niemanden?
Ok, ich weiß, dass mein Gehör noch erstaunlich gut funktioniert. Erstaunlich, weil es mit viel lauter (Live-)Musik in den letzten Jahren – nein, ich muss schon ehrlicher Weise Jahrzehnten sagen – ganz schön malträtiert wurde.
Seether selbst machen das Dilemma nicht erträglicher: jeder einzelne Song wird mit nachjaulenden Gitarrenklängen beendet und künstlich in die Länge gezogen. Das nervt … nach einer Weile sogar gewaltig.
Gut, … Rockmusiker, aufmüpfig sein, laut sein, anders sein … aber einmal reicht! So kommt mal ganz schnell das Empfinden auf, dass die Herren einfach nicht genügend Programm haben.  Ein positiver Eindruck sieht anders aus. Ja, und die verzerrten Klänge verbessern den Eindruck der schlechten Akustik nicht, nein, in Summe wird das Ganze nur noch schlimmer.

Zu guter Letzt schmettert der Herr Sänger auch noch sein Instrument auf Bühne und Schlagzeug: der ist unten durch – geht mal gar nicht!

Im Hintergrund erbarmt sich einer der fleißigen Helferlein und zieht den Stecker des unerträglich nachjaulenden Instrumentes: es kehrt Ruhe ein … ich bin entsetzt. Schon jetzt. Und der Hauptakt steht noch nicht mal auf der Bühne!

Die Umbauphase dauert eindeutig zu lange. Andere Konzerte sind um dieser Uhrzeit fast schon beendet … mich beschleicht die böse Vorahnung, dass 3 doors down nicht genügend Programm haben, die ganze Veranstaltung deshalb so spät ansetzen und zwei supporting Acts mitschleppen …
Sie legen dann irgendwann los und jede noch so kleine, verbliebene Hoffnung stirbt mit den ersten Tönen: der Tontechniker bekommt die Akustik einfach nicht in den Griff.

Ok, das ist nun eine Sache, ein technisch versautes Konzert.
Aber der Gesamteindruck wird noch ergänzt durch eine Band, die mit ihrem neuen Album tourt aber fast ausschließlich alte Songs spielt. Einen Frontmann, der lieber ein Interview seiner selbst auf der Leinwand im Background abspielen lässt als live und höchstselbst mit dem Publikum zu kommunizieren … nein …

… das ist nicht das, was man erwarten darf, wenn man ein Konzert in dieser Größenordnung und Preisklasse besucht.
… das ist nicht das, was man erwarten muss, wenn der Entertainment-Anspruch der Band mit riesigen Bewegtbildern im Hintergrund der Bühne untermauert wird.

Das ist eindeutig eine Band mit professionellem Anspruch, dem sie an diesem Abend nicht gerecht werden konnten.

So, und was genau macht mich nun so sauer?
Ganz einfach: die Musikbranche im generellen jammert.
Jammert über nachlassende Verkaufszahlen, dass sie deswegen kaum mehr junge Künstler fördern können, nicht mehr wissen wie … blablabla.
Ist ja alles richtig und nachvollziehbar, aber warum muss ich dann eine der Möglichkeiten, die ich noch habe – und meines Erachtens eine der wichtigsten – so stiefmütterlich behandeln.
Wie kann ich als namhafter Veranstalter (MLK), als weltweit erfolgreiche Band (3 doors down), als örtlicher Veranstalter mit Anspruch ("… ein Juwel unter den Münchner Veranstaltungsstätten" Quelle) nicht dafür Sorge tragen, professionelle Techniker einen solchen Abend abzuwickeln?
Wie kann es all diesen Menschen, Bands, Unternehmen egal sein, was den Fans dort akustisch und konzeptionell vorgesetzt wird?
Oder ist das ok, völlig wurscht, weil all diese Menschen, zu dem Zeitpunkt da sie sich am Veranstaltungsort befinden, bereits ihren Teil zum kommerziellen Erfolg beigetragen haben?
Die Eintrittskarten sind bezahlt, der Veranstalter glücklich und alles andere egal?

Erfahren die Bands je etwas davon? Der großen Masse scheint es offensichtlich eh egal zu sein: Rockkonzerte sind halt laut …
na prima, aber darf der professionelle Anspruch sich nicht auch bei "Rockkonzerten" in Qualität nieder schlagen?

Luft raus, aus die Maus … das Zenith wird mich auf jeden Fall für Konzerte nicht wieder sehen.
Scheinbar sind die Anforderungen der Location an die Techniker zu hoch als dass man davon ausgehen kann, dass dies in den Griff zu bekommen ist.

… zur Ehrenrettung der Location und der Zunft der Tontechniker:
es geht! … wie ich drei Monate vorher bei einem Konzert von Within Temptation feststellen durfte – weiß Gott nicht grandios, aber völlig ok.
die Akustik wart zumindest so gut, dass mich die Live-Qualitäten der Sängerin beeindrucken konnten …

Hier eins dieser Handy-Videos (citizen soldier), die langsam zur Krankheit werden (dieses hat aber noch eine erstaunlich gute Qualität)


Donaukurier: Sabine Olfen zum Konzert in München

Frankfurter Neue Presse: Maximilian Steiner zum Konzert in Offenbach
Hauptstadtstudio.com: Veronika Streit zum Konzert in Berlin
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Blogger-Beiträge zum Konzert:
Post von bscavenger
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Pic gefunden (nicht aus München sondern aus Düsseldorf – ich hab keinerlei Rechte dran, Quelle und © by Daniela Vorndran / www.black-cat-net.de):
Song-Auswahl, Konzert-Kürze und die Film-Unterbrechung sind dokumentiert^^













2 Kommentare:

  1. Ich war bislang weder im Zenith noch hab ich je eine der 3 Bands live gesehen, aber leider kann ich einen allgemeinen Trend zur schlechten Soundqualität bei Live Auftritten bestätigen. Oft ist dieser verzerrt und wird wenn, dann nur an der Lautstärke verändert, indem der Regler noch weiter aufgedreht wird.

    Ich bin zwar noch jung, trotzdem ist mir das ganze oft viel zu laut. Fühlt sich unangenehm an und die Feinheiten ersticken oft in einem Lärmbrei.

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    1. "Lärmbrei" ist das richtige Stichwort, mit Betonung auf "Brei". Der kann mal lecker sein – aber bestimmt nicht im Zusammenhang mit Musik!

      Und den Lautstärkeregler lediglich unkontrolliert aufzudrehen, hat sicher noch nie geholfen. Wobei ich sagen muss, dass es "früher" (omg, wie sich das anhört!!) – ohne monströse Dezibelbeschränkung – sicher nicht leiser zuging.

      Bin allerdings der Meinung, dass da mehr Techniker am Werk waren, die einen gewissen Stolz – oder nennen wir es lieber Ehre – an den Tag gelegt haben; und daher, dass die akustischen Ergebnisse oft besser waren ...
      aber vielleicht täuscht mich meine Erinnerung auch nur – à la "früher war alles besser" ;-)

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